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Hanf macht Dampf, von Thomas Linke
Würde ein Angelmagazine heute eine Umfrage nach den besten Karpfenködern machen so wäre es verständlich wenn grade Köder wie Boilies, Tigernüsse,
Pellets und Mais als die erfolgreichsten Köder genannt werden. Das ist nicht weiter verwunderlich denn sehr viele Karpfenangler füttern oder angeln
mit diesen beliebten Ködern. Was mich aber wundert ist das einer der besten Partikelköder der modernen Karpfenfischerei die Hanfsaat fast in
Vergessenheit geraten ist. Nur selten liest man in Berichten das mit Hanfkörnern gefüttert wurde, aber direkt als Hakenköder werden diese gar nicht
oder nur von wenigen Leuten angeboten. Liegt es daran das diese kleinen Samen schwer zu präsentieren und zu füttern sind? Oder ist dieser Köder wirklich
in Vergessenheit geraten. Es ist an der Zeit diesen Köder genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bereits vor 10 000 Jahren wurde Hanf in China angebaut da diese bis zu drei Meter hohe Pflanze sehr vielseitig einsetzbar war. Unter anderem wurden
Pflanzensprosse zur Herstellung von Seilen und Kleidung genutzt. Auch in Europa war der Siegeszug der vielseitig einsetzbaren Pflanze nicht mehr aufzuhalten.
Erst im 19.Jhr kam Hanf in Verruf, da eine neue Pflanzenart gezüchtet wurde. Diese Art wurde ausschließlich zur Herstellung von Betäubungsmitteln mit
berauschendem Effekt genutzt und wurde sehr schnell verboten und hat mit der Hanfsaat wie wir sie benutzen nichts zu tun. Unsere Körner werden unter anderem
zur Ergänzung von Tiernahrung und zur Herstellung von Ölen verwendet. Botanisch gesehen gehören Hanfkörner zu den Nüssen und so ist es nicht verwunderlich
das sie wie alle Arten von Nüssen einen sehr hohen Fettgehalt haben.
Aber warum lieben grade Karpfen und Karpfenartige Fische diese kleinen Samen?
Bei Gesprächen mit anderen Anglern stellte sich heraus das sehr viele die Meinung vertreten das grade aufgeplatzte Körner einer kleinen Schnecke sehr
ähnlich sind. Andere hingegen behaupteten dass diese einer Muschel sehr ähneln und dadurch von den Karpfen als natürliches Futter angenommen werden und diese
in einen wahren Fressrausch versetzen. Wie im Rausch wird Korn für Korn ins große Maul gesogen. Beiden Meinungen kann ich nur Teilweise zustimmen. Ich vertrete
die Ansicht dass der Fressrausch an den Inhaltsstoffen von Hanfsaat liegt. Hanfsaat verfügt über sehr hohe Anteile an Eiweißen bei gleichzeitiger sehr
gleichmäßiger Aminosäurenverteilung und ist hoch an Vitaminen E und Vitamin C. Er verfügt außerdem über die Besonderheit dass sein Öl zu 80 % aus mehrfach
ungesättigten Fettsäuren besteht was ihn unter Nüssen einzigartig macht. Ich rate von Schälen der Hanfsaat ab da die meisten Vitamine unter der Schale
sitzen und beim zerquetschen verloren gehen können. Hanf besitzt einen hohen Mineraliengehalt und ist reich an Calcium, Eisen, Jod, Kalium und Phosphor.
Dieses sind alles Mineralien die für ein Tier in unserem Falle des Karpfens überlebenswichtig sind. Diese sind gut für sein Wohlbefinden und Körperform,
wenn nicht zu viel davon gefüttert und von ihm gefressen wird. Dieses ist vergleichbar mit dem füttern von Tigernüssen. Also immer sparsam füttern. Ist das
Futter erst einmal im Wasser ist es zu spät. Ich vergleiche Hanf gern mit Mineralsteinen die es auch für andere Tierarten in Läden zu kaufen gibt.
In der Tabelle ist einmal die Zusammenstellung von Inhaltsstoffen und Mineralstoffen aufgeführt um das oben erwähnte noch einmal zu verdeutlichen.
Alle Werte beziehen sich auf ungeschälte Körner a 100 Gramm:
Fettgehalt
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30-35%
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Kohlehydrate
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30-36%
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Proteine
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20-24%
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Vitamin E
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3mg
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Vitamin B
|
2,5mg
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Vitamin C
|
1,4mg
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Kalium
|
617mg
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Magnesium
|
605mg
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Diese Zahlen zeigen uns wie Wertvoll Hanf als Nahrung für Karpfen sein kann und warum ich gern damit füttere und nicht nur die Meinung vertrete das er
nur wegen seiner Form und Aussehen von Karpfen gefressen wird.
Ich lasse meine Hanfkörner vor dem Gebrauch einen Tag in Wasser ziehen um sie dann circa eine halbe Stunde zu kochen. Unsere Hanfsaat ist zum fischen bereit sobald sich kleine weiße Keime zeigen.

Auf zusätzliche Aromen im Kochwasser kann bei Hanf verzichtet werden da er einen sehr ausgeprägten Eigengeruch entwickelt. Das Kochwasser sollte auf keinen Fall
weggeschüttet werden und kann sogar zum einlegen unserer Futterboilies dienen da diese den Geruch annehmen und attraktiver machen. In England geht man mittlerweile
so weit das selbst das verwendete Kochwasser aus dem See stammt an dem auch gefüttert wird um nicht den PH Wert des Futters zu verfälschen. Ob dieses Nötig ist
kann ich nicht sagen, aber wer fängt hat recht und andere Bedingungen erfordern manchmal außergewöhnliche Maßnahmen. Für mich war es immer eine große
Herausforderung diese kleinen Körner an meinen Futterplatz zu bekommen. Schon Entfernungen von mehr als zehn Meter waren fast nicht mehr zu erreichen .Durch ihr leichtes Eigengewicht lassen sich Hanfkörner kaum oder gar nicht auf weite Entfernungen füttern wodurch ein klarer Nachteil gegenüber Boilies und Pellets entsteht. Mit einem Futterboot oder Schlauchboot wäre man da schon zum Füttern besser beraten, aber leider sind diese an den meisten Seen verboten und für eine kurze Nachtsession
nach der Arbeit nehme ich kein Boot mit. Trotzdem wollte ich auf den Einsatz von Hanf bei meiner Fischerei nicht verzichten. Ich probierte Boilies mit
Hanfaroma die von mehreren Firmen als Hanfersatz angeboten werden aus, und musste leider feststellen das diese mit Hanfsaat rein Garnichts zu tun haben.
Natürlich blieb der Erfolg mit diesen Ködern aus obwohl ich fast ein Jahr mit diesen Boilies experimentierte. Leider weiß ich nicht ob bei der Herstellung
der Boilies auf die Verwendung von kalt gepressten Hanföl zurückgegriffen wurde, da nur dieses ungesättigte Fettsäuren nicht zerstört und genau diese
sind sehr wichtig für unseren Köder.
Von einem Freund bekam ich den Tipp das es im Internet gepresste Hanfplatten zu kaufen gibt und diese genau richtig zum Füttern wären. Mein Interesse dafür
war natürlich geweckt und ich wollte mir diesen Fortschritt natürlich nicht entgehen lassen. Diese Platten hatten genau das Gewicht das ich zum Füttern benötigte.
Leider musste ich hier feststellen das diese teuer angebotenen Platten nichts weiter als ein Abfallprodukt aus der Hanföl Herstellung waren. Diese werden als
Futter für die Nutztierhaltung angeboten haben aber einen entscheidenden Nachteil, sie werden aus ungeschälten Hanfkörnern hergestellt und haben somit fast gar
keinen Mineraliengehalt und durch das fehlende Öl gehen so gut wie alle Vitamine verloren. Also wieder einmal ein Produkt das den gutgläubigen Karpfenangler das
Geld aus der Tasche ziehen soll. Leider!!! Für eine kurze Zeit mögen diese Platten ja ihren Zweck erfüllen aber auf Dauer eingesetzt Schaden sie den Fischen.
In den viel zu langen Wintermonaten schaute ich mir zum Zeitvertreib eine DVD der Firma Korda an. Hier wurde das fischen mit PVA erläutert. Korda Boss Danny Fairbrass
füllte seine PVA Säckchen mit Hanfkörnern und dem Wasser in dem sie gekocht waren. Dieses wunderte mich sehr, denn durch das Wasser in dem sie sich befanden hätten die Säckchen ja reißen müssen, aber das taten sie nicht. Danny übergoss seine Körner mit Salz was zur Folge hatte das die PVA Sacke nicht reißen. Dieses war jetzt
auch mein Weg zum Erfolg, denn ich konnte Hanfsaat direkt an meinem Köder anbieten. Entfernungen von über zwanzig Meter waren jetzt kein Problem mehr und ich
konnte meine Hotspots befischen. Eine Super Erfindung um Zielgenau zu füttern. Dieses funktioniert auch mit anderen Partikeln. Probiert es einfach mal aus ihr
werdet vom Fangerfolg erstaunt sein.
Durch meinen Misserfolg mit Hanfboilies suchte ich nach einer Idee Hanfkörner direkt als Köder einzusetzten. Ich probierte Partikelkleber der Firma Krysten, bei
dem um eine Korkkugel eine Art Kleber gelegt wird. Mit dem wälzen der Kugel in trockenen Körnern, nasse kleben nicht, entsteht eine Hanfkugel welche sehr gut aussieht.

Leider halten diese nicht lange an der Kugel und können wie geschrieben nur in trockenem Zustand verwendet werden. Mir fehlten dabei die aufgeplatzten Körner,
da die nicht gekochten sich von meinem Futterhanf unterschieden und Weißfischattacken im Wasser hielten sie auch nicht lang Stand.
In einem Buch von Jens Bursell fand ich das sogenannte UFO Rig, welches direkt zum Fischen mit Hanfkörnern von Jens entworfen worden ist. Hierfür wird ein Stück
Plastik mit einem kleinen Bohrer durchlöchert um dann in den kleinen Löchern Hanfsamen einzukleben. Diese Scheibe wird am Haar angebunden. Durch das durchsichtige
Plastik sieht es unter Wasser so aus als würden nur einzelne Hanfkörner am Boden liegen.

Diese unterscheiden sich von unserem gefütterten Hanfteppich überhaupt nicht und bringen selbst vorsichtige Fische an den Haken. Einfach genial. Jens verwendete
für seine Montage gekochte Hanfkörner mit Keim da es zu seiner Zeit noch keine Fakes gab. Bei meinen Probeläufen störte mich nur das irgendwann die eingeklebten
Körner zu Schimmeln anfingen, aber diese ersetzte ich nun durch Fakehanfkörner der Firma Enterprise. Dadurch ist mein UFO Köder immer Einsatzbereit und das ganz
ohne Schimmel. Möchte ich Hanfkörner als Pop Up anbieten bohre ich einen Korkball leicht an und klebe in die Bohrungen Fakekörner die gekochten Hanf täuschend
ähnlich sehen. Allerdings verwende ich hierfür auftreibende Körner von Enterprise.

Angeboten in einem PVA Sack gefüllt mit gekochtem Hanf einfach unschlagbar.
Durch meine Köder Experimente konnte ich vor allem Fische fangen die entweder noch nie oder selten gefangen worden sind und das zeigte mir das ich auf dem
richtigen Weg bin. Ich finde es einfach schade das viele Angler sich nur noch auf das reine Boiliefischen beschränken, denn es gibt bestimmt noch viele
Köder die auf ihren Einsatz warten nur muss man sich die Arbeit machen sie zu probieren auch wenn es ein langer Weg zum Erfolg sein sollte. Wer immer
ausgetretene Wege geht wird nichts Neues entdecken.


Ich wünsche Euch viel Erfolg beim probieren.
Carpe Diem
Euer Thomy
Team British Carp/Vision Baits
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